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Stell dir vor, du bist in den frühen 90ern. Dein bester Kumpel hat gerade Final Fight für das SNES bekommen, aber du kannst es nicht mit ihm zocken, weil Capcom entschieden hat, dass Koop-Modus einfach überbewertet ist. Was tun? Genau hier kommt Rival Turf! ins Spiel – Jalecos Antwort auf den Beat-'em-Up-Klassiker mit echtem Zwei-Spieler-Modus, klischeehaften Bösewichten und mehr Straßenprügeln als in einem Chuck-Norris-Film.
Doch kann Rival Turf! mit den ganz Großen mithalten, oder ist es nur der billige Supermarkt-Burger unter den Beat-'em-Ups? Zieh die Fingerbandagen fest, drück die Start-Taste, und lass uns herausfinden, ob dieses Spiel ein Champion oder doch nur ein Prügelknabe ist!
Entwicklungsgeschichte: Jalecos Antwort auf Final Fight
In den frühen 90er-Jahren boomte das Beat-'em-Up-Genre, angeführt von Capcoms Final Fight. Jaleco wollte ein Stück vom Prügelkuchen abhaben und entwickelte Rival Turf!, das 1992 für das Super Nintendo Entertainment System (SNES) veröffentlicht wurde.
In Japan war das Spiel als Rushing Beat bekannt und bildete den Auftakt einer Trilogie, gefolgt von Brawl Brothers und The Peace Keepers. Während Capcom mit muskelbepackten Straßenkämpfern und stylischen Combos beeindruckte, setzte Jaleco auf pure 90s-Action mit einem klischeebehafteten Cop-Duo, das Verbrecher lieber mit den Fäusten als mit Handschellen zur Strecke bringt.
Handlung: Klischees in Pixeln
Die Story ist so klassisch wie ein 80er-Jahre-Actionfilm: In Los Angeles treibt die Gang "Street Kings" unter der Führung von Big Al ihr Unwesen. Als sie Jack Flaks Freundin Heather entführen, schließt er sich mit seinem Kumpel, dem Polizisten Oswald "Oozie" Nelson, zusammen, um sie zu retten und der Gang das Handwerk zu legen.
Im japanischen Original hingegen wird Ricks Schwester Maria entführt, und es geht um eine mysteriöse Droge, die die Stadt überschwemmt. Warum die Story für den westlichen Markt angepasst wurde? Niemand weiß es genau, aber offenbar fand man, dass ein wütender Freund mehr nach Actionfilm klingt als eine Anti-Drogen-Botschaft.
Charaktere: Zwei Helden auf Rachefeldzug
Du hast die Wahl zwischen zwei Charakteren:
Jack Flak: Ein Straßenkämpfer mit schnellen Bewegungen und Spezialattacken wie dem Flying Kick und dem Back Drop. Warum er aussieht wie Cody aus Final Fight? Sagen wir mal so – Inspiration war in den 90ern ein sehr dehnbarer Begriff.
Oswald "Oozie" Nelson: Ein Polizist, der mächtige Wrestling-Moves einsetzt, um seine Gegner zu Boden zu bringen. Er sieht aus wie ein etwas zu enthusiastischer Cop aus einer Billig-Version von "Lethal Weapon".
Jeder Charakter bringt seine eigenen Moves und Fähigkeiten mit, was für Abwechslung sorgt – zumindest theoretisch. Denn ganz ehrlich: Die Steuerung ist nicht gerade butterweich. Während Final Fight und Streets of Rage präzises Kampffeedback bieten, fühlt sich Rival Turf manchmal an, als ob du mit Boxhandschuhen auf einem butterbeschmierten SNES-Controller spielst.
Gameplay: Prügeln bis der Arzt kommt
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Wie es sich für ein klassisches Beat-'em-Up gehört, kämpfst du dich seitlich scrollend durch Horden von Gegnern. Dabei stehen dir neben den Standardangriffen auch Waffen wie Baseballschläger oder Steine zur Verfügung – denn was wäre ein Straßenkampf ohne random Objekte, die plötzlich zu Waffen werden?
Ein besonderes Feature ist der "Angry Mode", der aktiviert wird, wenn dein Charakter genug Schaden erlitten hat. In diesem Modus werden deine Angriffe stärker – als ob dein Charakter gerade festgestellt hat, dass jemand seine letzte Tiefkühlpizza gegessen hat. Klingt cool, wird aber durch die etwas schwammige Steuerung etwas ausgebremst.
Allerdings ist die Kollisionsabfrage nicht immer präzise, was zu Frustmomenten führen kann, wenn Schläge ins Leere gehen. Zudem sind einige Level, insbesondere die mit labyrinthartigen Abschnitten, etwas langatmig gestaltet.
Grafik und Sound: Retro-Charme pur
Die Grafiken sind bunt, und die Charaktere sind groß und gut animiert – für damalige Verhältnisse völlig in Ordnung. Die Hintergründe bieten Abwechslung, auch wenn sie nicht immer detailreich sind.
Der Soundtrack? Nun, sagen wir mal so: Er ist da. Es gibt Beats, es gibt Kampfgeräusche – aber er bleibt nicht wirklich im Ohr. Wer nach legendären Soundtracks à la Streets of Rage sucht, wird hier nicht unbedingt fündig.
Fazit: Ein solider Straßenfeger mit Ecken und Kanten
Rival Turf! ist ein typisches Produkt seiner Zeit. Es bietet solide Beat-'em-Up-Action mit einigen interessanten Ideen, leidet jedoch unter kleineren Schwächen wie der ungenauen Kollisionsabfrage und teils monotonem Leveldesign.
Was spricht für das Spiel?
- Koop-Modus – anders als Final Fight auf dem SNES!
- Angry Mode für Extra-Power!
- Nostalgischer 90s-Charme!
Was könnte besser sein?
- Steuerung ist manchmal hakelig.
- Kollisionsabfrage fühlt sich an wie ein schlechter Tag im Fitnessstudio.
- Level-Design hat ein paar Längen.
Für Fans des Genres und Retro-Liebhaber ist es dennoch einen Blick wert. Wenn du also Lust hast, in die Rolle eines pixeligen Straßenkämpfers zu schlüpfen und Los Angeles von der "Street Kings"-Gang zu befreien, dann schnapp dir den Controller und leg los!
Wertung:
- Retro-Feeling: 8/10
- Prügelspaß: 7/10
- Soundtrack: 6/10
- Steuerung: 5/10
- Nostalgie-Faktor: 9/10