WCW Thunder für PS1: Legendär oder lieber vergessen?

WCW/nWo Thunder – Ein Wrestling-Spiel mit Licht und Schatten

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1999 veröffentlichte THQ mit WCW/nWo Thunder ein Wrestling-Game für die PlayStation 1, das auf den ersten Blick recht simpel wirkte. Doch bei genauerem Hinsehen offenbarte es einige Überraschungen – sowohl positive als auch negative. Während das Spiel in einigen Bereichen überzeugen konnte, hinterließ es in anderen große Enttäuschungen. Ein Grund mehr, dieses Spiel noch einmal unter die Lupe zu nehmen!

Spielmodi und Inhalte – kaum Innovationen

Inhaltlich bot WCW Thunder wenig Neues. Spieler konnten klassische Matcharten nachspielen oder sich den Herausforderungen um bekannte Titel stellen, die in der WCW regelmäßig auf dem Spiel standen – darunter der U.S. Titel oder der World Heavyweight Titel. Das Spielprinzip war dabei denkbar einfach: Man musste eine bestimmte Anzahl an Wrestlern nacheinander besiegen, um den Titel zu gewinnen. Eine tiefere Storyline oder ausgefeilte Karriere-Modi suchte man jedoch vergeblich.

Besonders die Match-Dynamik ließ zu wünschen übrig. Die Steuerung war hakelig und wenig präzise, was schnelle und flüssige Kämpfe fast unmöglich machte. Die Anzahl der verfügbaren Moves war stark begrenzt, sodass sich die Kämpfe schnell repetitiv anfühlten. Ein weiteres Manko war die Umsetzung der Entrances: Statt animierter Einmärsche bekamen die Spieler lediglich kurze reale Videoausschnitte der Wrestler zu sehen – ein Feature, das eher als Notlösung denn als liebevolles Detail wirkte.

Was konnte WCW Thunder dennoch bieten?

Trotz seiner Schwächen hatte das Spiel auch einige positive Aspekte. Besonders das Menü und die Wrestler-Auswahl waren gut durchdacht. Die Charaktere wurden übersichtlich dargestellt, mit kleinen Hintergrundinfos versehen und sogar mit kurzen Sprachsamples ausgestattet. Die Wrestler äußerten in den Menüs ihre typischen Catchphrases, was dem Spiel eine unterhaltsame Note verlieh.

Ein weiteres Highlight waren die damals beliebten Cheats, die das Gameplay deutlich auflockerten. Spieler konnten Wrestler in ihrer Größe verändern oder in skurrilen Arenen antreten. Neben den realistischen WCW-Settings konnte man Kämpfe auf einem Bauernhof, auf dem Mond, unter Wasser oder an anderen fantasievollen Orten austragen. Diese Features sorgten für einige humorvolle Momente und erhöhten den Wiederspielwert.

Die große Stärke: Der gigantische Wrestler-Kader

Eine der bemerkenswertesten Eigenschaften von WCW Thunder war zweifellos die riesige Auswahl an Charakteren. Anfangs war nur eine begrenzte Anzahl an Wrestlern verfügbar, doch durch geheime Codes konnten unglaublich viele weitere Kämpfer freigeschaltet werden. Dies war für Wrestling-Spiele jener Zeit keineswegs selbstverständlich. Neben den größten Stars der WCW fanden auch weniger bekannte Wrestler ihren Platz im Roster.

WCW Thunder
Quelle: THQ

Doch damit nicht genug: Sogar Manager und Ringsprecher waren spielbar – ein seltenes Feature in Wrestling-Games. Eine echte Kuriosität waren zudem die fantasievollen Bonus-Charaktere, darunter kämpfende Tiere, Cowboys, Ritter oder gar die Entwickler des Spiels selbst. Diese unkonventionelle Herangehensweise machte das Spiel einzigartig und für viele Fans bis heute zu einer Kult-Erfahrung.

Technische Umsetzung und Langzeitmotivation

In Sachen Technik konnte WCW Thunder leider nicht überzeugen. Die Grafik war bereits 1999 nur Mittelmaß und ist heute stark gealtert. Die Animationen wirkten hölzern, die Kollisionsabfrage war unpräzise und die Wrestler-Modelle sahen teilweise kaum ihren realen Vorbildern ähnlich. Zudem litt das Spiel unter langen Ladezeiten und einer instabilen Framerate.

Die mangelnde Vielfalt in den Movesets sorgte dafür, dass sich das Gameplay schnell eintönig anfühlte. Ohne eine tiefere Karriere oder alternative Spielmodi fehlte es an Langzeitmotivation. Selbst mit den zahlreichen freischaltbaren Wrestlern blieb der Spielspaß begrenzt, da das grundlegende Kampfsystem wenig Abwechslung bot.

Vergleich mit anderen Wrestling-Spielen

Im direkten Vergleich mit anderen Wrestling-Spielen seiner Zeit schnitt WCW Thunder eher schwach ab. Während Titel wie WWF SmackDown! oder WCW/nWo Revenge mit besseren Steuerungen, strategischer Tiefe und ausgefeilten Movesets punkten konnten, wirkte WCW Thunder wie ein Schnellschuss ohne viel Feinschliff.

Besonders im Hinblick auf die Präsentation enttäuschte das Spiel. Während Konkurrenten bereits auf vollständige Entrances mit animierten Wrestlern setzten, gab es hier lediglich kurze Realfilm-Clips. Auch das Fehlen eines Story-Modus machte das Spielerlebnis weniger immersiv.

Fazit – Nostalgie oder Flop?

WCW Thunder war ein Spiel mit Höhen und Tiefen. Während die schwache Steuerung, die fehlende Innovation in den Matchmodi und die limitierte Move-Palette klare Kritikpunkte sind, konnte es immerhin mit einer gigantischen Charakterauswahl und unterhaltsamen Cheat-Funktionen punkten.

Für echte WCW-Fans könnte das Spiel nostalgischen Wert haben – insbesondere wegen des umfangreichen Rosters und der Möglichkeit, viele beliebte Wrestler der 90er zu steuern. Wer jedoch ein gut ausbalanciertes Wrestling-Spiel mit tiefgehendem Gameplay sucht, wird hier eher enttäuscht.

Meine persönliche Meinung? Ich konnte mit WCW Thunder nie wirklich warm werden. Die mangelnde Präzision in der Steuerung, der unkreative Modusaufbau und die schwach gealterte Grafik trübten den Spielspaß erheblich. Ohne den großen Kader und die Cheat-Optionen wäre das Spiel vermutlich längst in Vergessenheit geraten.

Dennoch verstehe ich jeden, der mit diesem Titel eine nostalgische Verbindung hat und ihn als Teil der Wrestling-Videospielgeschichte schätzt. Es mag kein Meilenstein sein, aber für einige ist WCW Thunder bis heute ein unterhaltsames Retro-Erlebnis.

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